Gemeinde St. Lucia, Oberstolberg

Stolberg gehörte ursprünglich zur Pfarre Eschweiler St. Peter und Paul. 1304 hatte die Burgkapelle einen Kaplan namens Johannes. Seit dem 14. Jh. siedelte sich hier Industrie an, besonders unter den Burgherren aus dem Hause Efferen (1496-1649). Diese bemühten sich, von der Pfarre Eschweiler loszukommen. Johann von Efferen (1552-1606) verweigerte um 1572 den Eschweiler Geistlichen den Zutritt zur Kapelle und stellte sie den Lutheranern zur Verfügung. Seine Nachfolgerin, Odilia von Efferen , verbot 1608 den Lutheranern die Benutzung der Kapelle.
Vermutlich von 1614 an wurde in der der Heiligsten Dreifaltigkeit geweihten Kapelle wieder regelmäßig Gottesdienst gefeiert. Diesen hielten Augustinerchorherren aus dem Aachener Konvent. Als erster am Ort wohnender Rektor wurde 1626 Andreas Eix (bis 1632) eingesetzt. Sein Nachfolger Adam Eix (1632-1664) beanspruchte immer mehr Pfarrechte. Unter Pfarrer Johannes Theodorus Schramm (1692-1740) kamen 1737 Kapuziner nach Stolberg zur Unterstützung des Pfarrers in der Seelsorge. 1745 wurde die nun auch offiziell anerkannte Pfarrkirche dem Kloster inkorporiert. Der erste Kapuzinerpfarrer war P. Protasius Schaaf (1745-1769); der letzte war P. Stanislaus, mit bürgerlichem Namen Johann Matthias Geich (1797-1812). 1802 erlebte er die Aufhebung des Klosters, das von da an weiterhin als Pfarrhaus diente. 1804 wurde Stolberg St. Dreifaltigkeit Pfarre im Kanton Eschweiler. 1827 kam die Pfarre im wiedererrichteten Erzbistum Köln zum Dekanat Eschweiler. Neben der heiligsten Dreifaltigkeit war die hl. Luzia zweite Pfarrpatronin. In der Folgezeit wird die Pfarre nur noch St. Luzia genannt.
1888 wurde der Seelsorgebezirk Unterstolberg als Pfarre St. Mariä Himmelfahrt von der Mutterpfarre St. Luzia abgetrennt. Am 18. Januar 1925 wurde das Dekanat Stolberg eingerichtet. Dieses Dekanat wurde nach der kommunalen Neuordnung mit Wirkung vom 30. August 1973 in die Dekanate Stolberg-Nord und Stolberg-Süd geteilt, seit 1995 wieder vereinigt zum Dekanat Stolberg.

Pfarrbezirk: Ober-Stolberg mit Bernhardshammer, Binsfeldhammer, Burgholzer Hof, Hammerberg, Hochwegerhof, Niederhof und Steffenshäuschen.

Pfarrer: Andreas Eix (1626-1632), Adam Eix (1632-1664), Johannes Theodor Schramm (1692-1740), Protasius Schaaf (1745-1769), Matthias Geich (1797-1812), Roland Ritzefeld (1840-1900), Dr. Johann Peter Oberdörfer (1900-1903), Dr. Franz Kaufmann (1903-1910),  Dr. Ignaz Schmitz (1910-1936), Paul Klaes (1936-1955), Johannes Boltersdorf (1955-1971), Maximilian Goffart (1971-1978), Heribert Bahnschulte (1978-1992) und Hans Rolf Funken (seit 1992).

Kirchenbücher: Taufen von 1748 an, Heiraten von 1783 an, Begräbnisse 1738-1770, 1791-1809, 1812-1828 und von 1836 an; im Rathaus: Taufen 1664-1669, Heiraten 1670-1747.

Bauten

Pfarrkirche zur hl. Märtyrin Luzia. Die Burgkapelle aus etwa 14. Jh. erweiterte P. Protasius Schaaf, indem er zwischen Kapelle und Kloster 1759/60 einen Turm bauen ließ; ebenfalls baute er eine neue Sakristei. Im 19. Jh. ließ Pfarrer Roland Ritzefeld (1840-1900) die Kirche so vergrößern, dass sie zuletzt einem Neubau gleichkam; nach Plan von Theodor Stein wurde 1851/52 ein neuer Chor und Seitenschiffe angebracht unter Leitung von Kaplan Wilhelm Lothmann (1842-1854); 1859/60 wurden die Seitenschiffe verlängert und der Turm neugebaut nach Entwurf von Julius Kruse. Der als sozialpolitischer und aszetischer Schriftsteller bekannte Pfarrer Dr. Johann Peter Oberdörffer (1900-1903) veranlasste eine gründliche Renovierung und Sanierung des Gotteshauses. Unter Pfarrer Dr. Franz Kaufmann (1903-1910) erhielt die Kirche einen südlichen mittleren Querschiffarm und an der Westseite eine Vorhalle; die Pläne hatte Franz Xaver Wildt entworfen. 1911 wurde das nördliche Querschiff angebaut. Die Kriegsschäden aus 1944 waren 1955 behoben. Altarweihe am 9. Mai 1982.
Basilikale dreischiffige Bruchsteinkirche in neun Jochen mit fünfseitigem Chor in Breite des Mittelschiffs; Kapelle mit Apsis als Abschluss des südlichen Seitenschiffs; das nördliche Seitenschiff schließt mit der Sakristei ab; zweijochiges mittleres Querschiff; rundbogiges Kreuzrippengewölbe; eingezogener Westturm mit zweimal geschweifter Haube. 300 Sitz- und 200 Stehplätze.

Glocken: g' aus 1820, a' h' aus 1921, e' aus 1962, Fa. Otto Hemelingen. - Orgel: 43 Register, elektrische Traktur, aus 1938, Fa. Stahlhuth, Aachen; umgebaut, mechanisch, 1975, Heinz Wilbrand, übach-Palenberg. - Altar, Blaustein, 160x100x95 cm, aus 1982, Hein Gernot, Köln. - Nebenaltar, Blaustein, 160x100x87 cm, mit Pieta, Holz, um 1520. - Sakramentsaltar, Blaustein, 150x100x85 cm. - Tabernakel mit Kreuz (50x40 cm), Mohnen. - Taufstein, Blaustein mit Kupferdeckel, H.110 cm, aus 1877, Pohl, Aachen (früher in Münsterbusch Herz-Jesu). - Kreuz, 140x120 cm, Mohnen. - Verkündigungspult, Blaustein, 57x43x120 cm, aus 1984, H. Gernot. - 6 Leuchter und Osterleuchter, Bronzefuß mit Messing- und Emailschaft, H. 150 cm, aus 1972, Mohnen. - Figuren: Hl. Lucia, Holz, H. 110 cm, 1977, Oberammergau, auf Sokkel, 117 cm, Josef Janssen, Aachen; hl. Judas Thaddäus, 60 cm, 1989; hl. Antonius, H. 60 cm, aus 1989. - Kreuzweg, Holzreliefs. - Maria-Hilf-Altar, Marmor, mit Bild, 160x37x110 cm, aus 1908, Krahforst, Aachen. - Mosaik 'Mutter vom guten Rat'. - Glasgemälde: 2 Fenster aus 1891/92, 8 Fenster (Südseite) aus 1905, Schneiders, Köln, 8 Fenster aus 19540, Br. Notker OSB, Maria Laach. 23 Obergadenfenster, Fenster Taufkapelle, 1970, Maria Katzgrau. - Reliefs an den Wänden der Vorhalle und des Querschiffs, aus 1907, Karl Bürger, Aachen. - St. Georg, Stein, über Eingang Katzhecke.

Wegkreuz Stolberger Heck, auf Steinsockel, H. 90 cm, Kreuz mit Kruzifixus, H. 154 cm , aus 19. Jh., 1927 erneuert.

Wegkreuz Am Lindchen/Saarstraße, Kreuz auf Bruchsteinsockel.

Marienbildstock Hammerberg, Beton, H. 200 cm, mit Madonna, Metall, H. 50 cm.

Pfarrhaus, Luciaweg 7, zweigeschossiger, verputzter Bau, in Verbindung mit dem Kirchturm, 1737/39 als Kapuzinerresidenz gebaut.

Kaplanei, Vogelsangstr. 2 u.4, zweigeschossiges Doppelhaus in Bruchstein

Küsterwohnung, Luciaweg 10, zweigeschossiges Bruchsteinhaus mit ausgebauten Souterrains und Dachgeschoss

Pfarrheim, Luciaweg 1, zweigeschossiges Bruchsteinhaus mit ausgebautem Dachgeschoss.

Kindergarten, Steinweg 76, Flachbau aus 1961.

Bethlehem-Krankenhaus, Steinfeldstr. 5, 1867 im Kupferhof Steinfeld aus 1698 gegründet, 1913/16 neu gebaut, 1954 abgebrochen, Neubau aus 1955/56, Architekt Jodokus Kehrer; achtgeschossiges Hauptgebäude mit drei- und viergeschossigen Nebengebäuden; 400 Betten; Betreuung : Armen Schwestern vom hl. Franziskus.

Rolandshaus, Steinfeldstraße, kirchlich-soziales Zentrum. 1973 errichtet an Stelle des von Pfr. Roland Ritzefeld gebauten Gesellenhauses aus 1881. Zweigeschossiges Backsteinhaus mit ausgebautem Dachgeschoss unter abgewalmtem Satteldach und zweigeschossiger Anbau mit ausgebautem Kellergeschoss. Architekt Rolf Dahmen.

Anschrift: Kath. Kirchengemeinde, St.Lucia, Luciaweg 7, 52222 Stolberg, Tel.: 02402/26456,
Kostenstelle: 0616550

Pfarre mit 3.581 Katholiken HWS, 125 NWS, Zahl der Nichtkatholiken unbekannt.

Vereine: St. Sebastianus Schützenbruderschaft aus 1659; Kirchenchor aus 1852/59; Kolpingfamilie (Gesellenverein) aus 1863; DJK aus 1920; Heimbach-Bruderschaft.

Wallfahrten nach Heimbach (seit 1808) und Kevelaer.

Ewiges Gebet am 6. Oktober.

Literatur
R. Ritzefeld ,Geschichte der kath. Pfarre und Gemeinde Stolberg, Stolberg 1934.

August Brecher, Geschichte der katholischen Pfarreien zu Stolberg, I, 1958, II, 1960, III, 1989, IV, 1987 (Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde, Band 9).
100 Jahre Armen- Schwestern vom hl. Franziskus in Stolberg, 100 Jahre Bethlehem Krankenhaus 1863 - 1963. Stolberg 1963.
I. Schild, Theodor August Stein, Das Lebenswerk eines Ingenieur-Architekten im 19. Jh., Habil.schr. Aachen 1970, S. 57-65.
Bartholomäus Heidenthal, St.Lucia in Vergangenheit und Gegenwart, Katalog und Kleines Handbuch zur Ausstellung 23.2. bis 1.3.1975.
125 Jahre Kirchenchor St. Luzia Stolberg, Stolberg 1977.
F. Hilgers, Das alte Stolberg, Rhein. Kunststätten, Heft 277, 1983.
August Brecher, Geschichte der Stadt Stolberg