Heimbach Bruderschaft Stolberg 1730

  1. Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter von Heimbach am 13. Mai 2023
    „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“ ( Lk 1,39)

Diesen Leitgedanken des Papstes zum 37. Weltjugendtag wollen wir aufgreifen, wenn wir gemeinsam mit Maria gehen, die unmittelbar nach der Verkündigung „aufstand und sich eilig auf den Weg machte“, um ihrer Cousine Elisabeth zu helfen.

In diesen schwierigen Zeiten, die vom Drama des Krieges in der Ukraine und von Kriegen an vielen anderen Orten dieser Welt gepeinigt werden, eröffnet Maria den Weg der Nähe und der Begegnung.

Maria stand auf. Maria hätte sich nach der Verkündigung des Engels auf sich selbst konzentrieren können, auf die Sorgen und Ängste, die ihre neue Situation mit sich brachte. Sie jedoch vertraut ganz auf Gott und denkt vor allem an Elisabeth. Obwohl die unerwartete Botschaft des Engels ein „Erdbeben“ für ihre Pläne bedeutet, lässt sich die junge Frau nicht lähmen.  Sie steht auf und setzt sich in Bewegung, denn sie weiß, dass Gottes Pläne das Beste für ihr Leben sind. Maria wird zum Tempel Gottes, zum Bild der Kirche, die unterwegs ist, der Kirche, die hinausgeht und dient, der Kirche, die die Frohe Botschaft bringt! Die Mutter des Herrn ist ein Vorbild für dynamische Menschen, die nicht regungslos vor dem Spiegel ihr eigenes Bild betrachten. Sie ist ihrem äußeren Umfeld ganz zugewandt. Sie befindet sich ständig auf dem Weg zu Gott und zu den Menschen. Vor allem zu denen, die ihrer Hilfe bedürfen wie ihre Cousine Elisabeth. Maria ließ sich von der Not ihrer älteren Cousine herausfordern.  Sie wich nicht zurück, sie blieb nicht gleichgültig. Sie dachte mehr an die anderen als an sich selbst. Dies verlieh ihrem Leben Dynamik und Begeisterung. Angesichts einer konkreten und dringenden Not muss man schnell handeln.

Wie viele Menschen warten auf den Besuch von jemandem, der sich um sie kümmert! Wie viele Kranke, Gefangene und Flüchtlinge brauchen unseren mitfühlenden Blick, unseren Besuch, einfach jemanden, der sich um sie kümmert, der die Schranken der Gleichgültigkeit durchbricht!  Welche Eile treibt Maria, treibt uns an, was versetzt uns in Bewegung und hält uns vom Stillstand ab?  Es ist die Eile derer, die die Bedürfnisse der anderen über ihre eigenen stellen. Maria sucht nicht die Zustimmung anderer, sondern gibt sich auf die Suche nach einer echten Verbindung, die aus Begegnung, Austausch, Liebe und Demut entsteht. Seit der Verkündigung, als sich Maria zum ersten Mal auf den Weg machte, um Elisabeth zu besuchen, hört Maria nicht auf, die Menschen zu besuchen, die ihrer fürsorglichen Hilfe bedürfen. Die Mutter Gottes ist inmitten ihres Volkes unterwegs und nimmt sich der Ängste und Schicksalsschläge der Menschen an.

Als Maria schließlich im Haus von Zacharias und Elisabeth eintrifft, kommt es zu einer wunderbaren Begegnung! Elisabeth hat ein wunderbares Eingreifen Gottes erlebt, der ihr in ihrem hohen Alter einen Sohn geschenkt hat. Sie hätte allen Grund, zuerst von sich selbst zu sprechen, aber sie ist nicht von sich selbst eingenommen, sondern nimmt ihre junge Cousine, die ein Kind unter dem Herzen trägt, mit offenen Armen auf. Sobald sie ihren Gruß hört, wird Elisabeth vom Hl. Geist erfüllt. Sie spürt intuitiv, dass Maria den Größeren, den Erlöser unter ihrem Herzen trägt. Und Maria bricht auf in einen unbeschreiblichen Jubel: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, denn er hat Großes an mir getan“ (Lk 1,46.49).

Vielen von uns ist es so ergangen, dass Jesus uns unerwartet begegnete. Zum ersten Mal erlebten wir bei ihm eine Nähe und einen Blick der Barmherzigkeit wie wir ihn nie zuvor bei einem anderen gesehen haben. Wir spürten auch, dass es Jesus nicht genügte, uns aus der Ferne zu sehen, sondern, dass er immer bei uns sein wollte. Diese Erfahrung der Nähe Jesu brachte schon den Zöllner Zachäus dazu, Jesus bei sich eilends aufzunehmen und ihm Gastfreundschaft zu gewähren, um ihn näher kennenzulernen. Elisabeth und Zacharias haben Maria und Jesus aufgenommen! Lasst uns von diesen beiden älteren Menschen lernen, was Gastfreundschaft bedeutet. Wenn wir Menschen näher kennenlernen, wenn wir ihnen in guter Weise begegnen, können wir Distanzen überwinden zwischen Generationen, zwischen sozialen Schichten, zwischen Ethnien, zwischen Gruppen und Klassen aller Art – und sogar Kriege. Es bedarf eines Bündnisses zwischen Jung und Alt, um Polarisierungen und Extremismen dieser Zeit zu überwinden. Marias größtes Geschenk an ihre ältere Verwandte ist es, ihr Jesus zu bringen. Nichts hätte das Haus des Zacharias mehr mit so großer Freude und Bedeutung erfüllen können wie die Gegenwart Jesu im Schoß Mariens, der zum Tabernakel des lebendigen Gottes geworden war.

Lasst uns, wie Maria, Jesus in uns tragen, um ihn allen mitzuteilen. Maria hat das mit großer Freude getan, und so dürfen auch wir bei unserer Wallfahrt nach Heimbach hoffen, dass wir mit Maria Jesus zu den Menschen tragen können, der uns in allen Lebenssituationen tragen will und bei uns bleibt.

Quelle aus Botschaft des Hl. Vaters zum diözesanen WJT 2022; WJT.de

Ihr Pfarrer Hans-Rolf Funken

Heimbach Wallfahrt (c) Heimbach Bruderschaft